Ich beginne ein neues Projekt, das erste Meeting findet in Velenjestatt. Ich lande in Ljubljana, fahre mit dem Taxi vom Airport zum Bahnhof – teuer, aber sehr unterhaltsamer, fließend englisch sprechender Geschäftsmann. Vom hier fahre ich weiter mit dem Bus.
Velenje liegt ungefähr 80 Kilometer nördlich von Ljubljana. Diese Stadt wurde ab Ende der 50iger Jahre neu erbaut. Vorher gab es dort nur eine Burg und ein paar Häuser drumherum. Aber unter der Erde war Kohle, viel Kohle. Um die Kohle abzubauen, brauchte man Arbeiter. Also starteten die Behörden eine Kampagne und zogen durch die Lande, um Arbeiter für den Untertagebau zu gewinnen.
Die Arbeiter, die sich bereit erklärten, mit ihren Familien nach Velenje zu kommen, brauchten natürlich Wohnungen. Der Staat stellte Flächen rund um den alten Dorfkern zur Verfügung und in ihrer Freizeit bauten die Arbeiter Häuser. Es entstand eine Stadt für 30000 Menschen, ein sozialistischer Traum in Beton. Tito, der damalige Präsident hat Velenje gern als sozialistisches Prestigeprojekt seinen Kollegen aus anderen Staaten präsentiert. Die Stadt hieß damals auch Titowo Velenje.
Heute wird in Velenje noch immer Kohle für die Energiegewinnung des Großraums Velenje abgebaut. Allerdings hat sich die Technologie sehr verändert. Man sieht nix mehr von diesem schmutzigen Prozeß. Sehr anschaulich und hautnah kann man übrigens im Bergbaumuseum Velenje sehen, wie früher und heute die Kohle dort abgebaut wurde bzw. wird. Dieses Museum wurde in 2001 als eines der besten europäischen Museen ausgezeichnet.
Ein anderes, sehr beeindruckendes Museum befindet sich in der Burg von Velenje. Beeindruckend deshalb, weil es eine sehr illustre Sammlung beherbergt. Dort findet man die Privatsammlung afrikanischer Masken, Waffen, Instrumente und Alltagsgegestände des tschechischen Bildhauers Frantisek Foit, die einzigartig in Slovenien ist. Ebenfalls beheimatet sind dort Sammlungen zur Kirchengeschichte, zur Geschichte der Region, aus Ägypten und prähistorische Funde von Mastodonten aus der Region.
Nicht nur die schiere Menge an Ausstellungsstücken ist beeindruckend, sondern vorallem, mit welcher Leidenschaft, Sachkunde und Energie der Museumsführer diese Stücke präsentiert! Ich könnte hier locker 2-3 Tage verbringen.
In der ganzen Stadt gibt es übrigens Wireless Internet Zugang, kostenlos.
Es gibt hier auch ein Lern- und Weiterbildungscenter. Hier kann man Kurse absolvieren und sich kostenlos über seine Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung beraten lassen. Manche Kurse kosten nichts, wie beispielsweise Schulabschlüsse, die jemand nachholen möchte, andere Weiterbildungsangebote kosten Geld. Die Kunden sind zu zwei Drittel Erwachsene, die einen Job haben und sich qualifizieren wollen. Sie zahlen selbst!
Die Arbeitslosenquote ist verschwindend niedrig, Hauptarbeitgeber ist nach wie vor die Kohle, eine große Baufirma oder Gorenje.
Irgendwie scheint es hier allen gut zu gehen.