Seit 10 Jahren wohne ich in einem kleinen Dorf im Süden Frankreichs. Ich fühle mich wohl hier, es ist mein zu Hause geworden. Ob Familie, Freunde oder Bekannte, fast allen, die uns besuchen, fallen irgendwelche Merkwürdigkeiten auf, die wir dann erklären sollen. Merkwürdigkeiten im Sinne des Wortes – würdig bemerkt zu werden. In solchen Momenten bemerke ich, wie sehr ich mich schon an viele dieser Merkwürdigkeiten gewöhnt und gelernt habe, damit umzugehen.
Nach einem langen Abend mit Freunden, bei denen ich mal wieder viele Erklärungen und Geschichten aus dem Leben hier erzählt habe, entstand die Idee, diese Geschichten aufzuschreiben.
Voila, hier beginne ich nun. In loser Folge schreibe ich darüber, was mir hier so begegnet und widerfährt. Mal ist es lustig, mal traurig, manchmal zum Haare raufen oder zum Nachdenken. Vielleicht macht es Sie, die das lesen, neugierig, uns zu besuchen und vielleicht regt es Sie auch an, Ihre eigene Umgebung neu zu betrachten.
Katzen und Hunde
Ich brauche keinen Wecker um aufzuwachen, es sei denn, ich muß zu einer äußerst unwirtlichen Zeit zum Flughafen.
Jeden Morgen, außer Montags, pünktlich 07h00, kommt die Reinigungsfrau des Restaurants, welches seinen Kücheneingang ca. 20 Meter entfernt von unserem Haus hat, und füttert die Katzen, die des Nachbarn und alle die, die so in der Gegend umherstreunen. Sie gibt sich Mühe sehr leise zu sein, weiß sie doch, dass unser Schlafzimmer gleich nebenan liegt und das Fenster immer offen ist. Sie schleppt also den Sack mit dem Katzenfutter von der Küche zum Hintereingang des Nachbarhauses um es dann in kleine Metallschälchen zu verteilen. Dann bringt sie den Sack zurück in die Küche und beginnt ihre Arbeit.
Es ist Trockenfutter und wenn das in die Schälchen geschüttet wird, dann klingt es wie ein zarter Klingelton meines iPads. 07h00! Das ist wirklich zeitig, zumal, wenn man wie ich, noch so bis kurz vor Mitternacht wichtige Dinge (lesen, social media gucken und manchmal auch wichtige Arbeit) zu erledigen hat.
Manchmal, kommt auch der neue Hund eines anderen Nachbarn und frißt den Katzen das Futter weg. Meist hat er ein Glöckchen um den Hals, denn es ist ein Dackel-Jagdhund. Dann verziehen sich die Katzen in sichere Entfernung und gucken ihm beim Fressen zu. Falls der Besitzer des Hundes merkt, das selbiger verschwunden ist, ruft er lautstark nach ihm. Der Hund läßt sich jedoch nicht stören und frißt erst alle Näpfe leer bevor er wieder nach Hause trottet.
Je nach Gemütszustand und Müdigkeitsgrad, schlafe ich sofort wieder ein.
08h00 kommt die Frau, die bei unserem Nachbarn sauber macht, ihn aufweckt und hilft, in die Puschen zu kommen. Auch sie füttert die Katzen. Sie hört ein bißchen schwer, deshalb geht das nicht so leise vonstatten. Außerdem hat sie ihre Arbeit nicht wirklich effizient organisiert. Sie muß mindestens 4-5 Mal raus aus dem Haus und wieder rein, und jedes Mal geht die Tür mit einem lauten Knall zu. Türklinken sind hier völlig überbewertet. Außerdem muß sie die Katzen anlocken, was mit mehr oder weniger lautem Gezische erfolgt.
Dann schlurrt sie in die Küche des Restaurants (läßt die Tür zuknallen), um sich lautstark mit der Reinigungsfrau über das Katzenfutter auszutauschen. Wie gesagt, sie hört schlecht. Manchmal hat ihr Tag nicht so gut begonnen und sie schimpft lauthals den ganzen Weg zurück vor sich hin.
Jeden Morgen!
Zeit, aufzustehen.