Slovenien ist ein weißer Fleck für mich.
Außer, dass dieses Land 2 Millionen Einwohner hat, an Österreich, Italien, Ungarn und Kroatien grenzt, und 1991 seine Unabhängigkeit vom ehemaligen Jugoslawien erklärt hat, weiß ich nicht wirklich etwas über diesen Flecken Europas.
Meine slowenische Kollegin erzählt mir, dass die Slowenen schon immer den größten Anteil zum Bruttosozialprodukt Jugoslawiens beigetragen haben und irgendwann die Nase voll hatten von der zentralen Verteilung der Güter und des Geldes durch Belgrad. Sie erklärten ihre Unabhängigkeit und führten demokratische Wahlen durch. Die jugoslawische Zentralregierung schickte daraufhin Truppen nach Slowenien, es begann der 10-Tage-Krieg. Plötzlich standen sich besonders im Norden des Landes, an der Grenze zu Österreich, Nachbarn als Feinde gegenüber, die bisher friedlich zusammengelebt hatten. Nach dem Ende des Krieges haben viele Kroaten, Bosnier und Serben ihre slowenischen Heimatdörfer verlassen, einige sind geblieben und leben heute wieder mit ihren Nachbarn, so wie früher.
Ljubljana ist schön. Die Stadt wurde nach einem Brand im 19.Jahrhundert wieder aufgebaut. Die damals im (barocken) Jugendstil neu erbauten Häuser strahlen heute im neuen Glanz. Es ist eine Pracht! Fast die gesamte Altstadt ist vollständig im Stil jener Zeit erhalten. Es ist eine Mischung aus viel Österreich, ein wenig Italien und etwas anderem, etwas Fremden, was ich nicht wirklich deuten kann.
Es fällt mir schwer, so etwas wie eine slowenische Identität zu finden. In den Restaurants gibt es eine Mischung aus italienischen und österreichischen Speisen, die Häuser erinnern sehr an Österreich. Die Menschen sprechen mehrere Sprachen, je nach Grenznähe slowenisch und deutsch oder slowenisch und italienisch. Beinahe jeder spricht englisch.
Alles macht einen sehr gut situierten, netten, zufriedenen Eindruck. Das durchschnittliche Einkommen liegt (nach Aussagen von den , Taxifahrern, Lehrern, Ingenieuren und Hotelangestellten, die ich gefragt habe) bei 800 Euro. Das ist bei vergleichsweise ähnlichen Preisen für Mieten, Energie, Pkws wie im “alten” Europa natürlich ziemlich wenig, aber dennoch haben heute viele einen höheren Lebensstandard als vor dem Beitritt zur EU. Einzig, die Sicherheit wie zu Titos Zeiten ist weggefallen, und der trauern doch einige hinterher.