Ich bemale nicht nur Leinwände an, sondern auch richtige Wände, genauer gesagt, ich verputze sie. So auf die traditionelle Art, mit Kalk, Sand, Gips und Marmormehl, je nach Untergrund und Verwendungszweck. Das ist für alte Häuser hier in Südfrankreich die beste und auch nachhaltigste Methode. Die alten Häuser sind überwiegend aus Natursteinen und Kalk oder Gips und Sand gebaut. Die Wände sind oft bis zu 60 cm dick, regulieren so ganz gut das Raumklima.
Im Sommer hält das für lange Zeit die Hitze draußen, die Mauern erwärmen sich erst so nach und nach und halten die Wärme für einige Zeit im Inneren der Häuser, so dass man erst spät und relativ wenig heizen muß. Oftmals blieben die Steine sichtbar, und wenn die Wände verputzt wurden, dann mit einer Mischung aus Kalk, Gips und Sand. Diese Putze lassen die porösen Steine atmen, d.h., Feuchtigkeit bleibt nicht im Mauerwerk stecken, sondern kann wieder nach außen oder innen entweichen.
Wenn so ein Haus modernisiert wurde, dann mußte auch oft der Wandputz erneuert werden. Das bedeutet, den alten Putz abschlagen, Wand säubern, gegebenenfalls Löcher mit Steinen füllen und dann neu verputzen. Das ist natürlich ein erheblicher Zeitaufwand und man muß es können. Es ist viel einfacher, solche Wände einfach zu verkleiden, mit Fermacell oder Gipskartonplatten, was mit entsprechender Isolierung noch immer ein gutes Raumklima gibt. Aber manchen Menschen ist auch das noch zu aufwendig und deshalb tackern sie einfach Plastikpaneele davor oder putzen alles mit Zement oder einer schnell aufzutragenden Acrylspachtelmasse zu. Da kommt keine Luft mehr durch, irgendwann wird es mufflig, denn die Feuchtigkeit bahnt sich früher oder später ihren Weg.
Vor ein paar Wochen hatte ich solche Wände vor mir: mit weißem, rauhem Acrylputz verspachtelt. Eine Wand war in Dunkelrot gestrichen. Das Zimmer ist, für hiesige Verhältnisse relativ dunkel, da die beiden Fenster zu einem Hof führen und die Sonneneinstrahlung durch eine gegenüberliegende Mauer begrenzt ist. Aber es hat einen wunderschönen, alten Terrakotta Fußboden. Es war das Wohnzimmer des Hauses.
Der neue Besitzer wollte aus diesem Zimmer sein Schlafzimmer machen und von mir eine Empfehlung für eine schöne Wandfarbe haben. Die Wände sollten irgendwie südfranzösisch wirken. Ich war zunächst ein wenig hilflos, denn ich wollte auf gar keinen Fall diesen Putz auch noch mit irgendeiner Farbe überstreichen, aber ich wußte auch nicht so recht, wie ich dem doch recht ungeduldigen Besitzer erklären sollte, wie man das Zimmer wirklich schöner machen könnte. Aber, er kam mir selbst zu Hilfe. Er zeigte mir ein Foto von einer schönen, im traditionellen Stil verputzten Wand. So was wollte er auch haben. Also hab ich ihm erklärt, dass erst der alte Putz weg muß bevor man neuen auftragen kann. Damit war er schließlich einverstanden und so haben wir gemeinsam fast einen ganzen Tag den Putz abgekratzt und ich hab anschließend die Wände neu verputzt. Ich hab ein paar Farbmuster gemacht und wir haben uns auf einen etwas kräftigeren Terrakotta Ton für eine Wand und einen leichten Ton für die übrigen Wände geeinigt.
Am Ende haben wir das Zimmer komplett renoviert, die Balken frei gelegt, die Decke neu verkleidet und weiß gestrichen.
Jetzt sieht das Zimmer nicht mehr wie eine Höhle aus, sondern warm und freundlich. Die Wandfarbe ist sehr südfranzösisch und reflektiert gut das einfallende Licht.
Das Zimmer sieht jetzt schön aus 😉