Diesmal wohnen wir in einem kleinen, gemütlichen Hotel im 17. Arrondissement.
Das Arrondissement liegt im Nordwesten von Paris und ist um die früheren Dörfer Batignolles, Monceau und Clichy herum entstanden. Der nördliche Teil, am Place de Clichy ist ein typisches Arbeiterviertel, im südlichen Teil, in Richtung Grands Boulevards, leben die etwas Vermögenderen. Insgesamt wohnen hier ca. 160.000 Menschen, die meisten davon leben allein und es gibt um die 26.000 Unternehmen.
Es ist ein schönes Viertel. Es entspricht in jeder Richtung dem Klischée des typischen Pariser Lebens: mondäne Häuser, buntes Treiben, viele Cafés, Restaurants, Marktstände mit allen Leckereien Frankreichs die laustark und mit blumigen Lockungen von den Händlern feilgeboten werden. Es ist wie auf einer Theaterbühne, das Schauspiel beginnt jeden Morgen aufs neue.
Nach der Rückkehr aus Washington sauge ich diese Athmospäre auf wie ein Schwamm. Der Kontrast könnte kaum größer sein!
Wir laufen durch die Straßen, bis zur Sacré-Cœur, von da zum Centre Pompidou, sitzen im Cafe und gucken Leute, essen lecker bei Iris (au Panier d’Iris, in der rue de Saussure).
Wir bummeln durchs Marais, bewundern die alten, wunderschönen Adelsresidenzen, die im 16. Jahrhundert hier gebaut wurden, als Henry IV. hier sein Schloß hatte.
Gegend Ende des 19. Jahrhundert siedelten sich hier Juden aus Osteuropa. Das Marais war dadurch auch eines der Hauptziele der Nazis während der Besetzung Frankreichs im zweiten Weltkrieg.
In den 90iger Jahren des vorigen Jahrhunderts haben vorallem Künstler, Designer, Modemacher das Viertel wiederentdeckt und begannen mit der Restaurierung der Häuser. Heute ist es eine der teuersten Wohngegenden von Paris.
Die jüdische Gemeinde von Paris hat hier ihr Zentrum und rund um die Rue de Rosiers findet man eine Vielzahl jüdischer Geschäfte.
Wir schauen eine Weile jüdischen Straßenverkäufern zu, die beinahe jeden vorbeigehenden Mann ansprechen und ihm irgendein jüdisches Zubehör (Kippa oder kleine Würfel mit Versen aus der Thora verkaufen wollen. Es sind amerikanische Schüler des jüdischen Gymnasiums, sie bessern sich ihr Taschengeld auf 🙂
Das Marais beherbergt im ehemaligen Hôtel Salé, das Musée Picasso mit 250 Exponaten des Künstlers. Familienangehörige schenkten die Sammlung in den 70iger und 80iger Jahren dem französischen Staat um so die Erbschaftssteuer zu begleichen.
Als ich dieses Museum vor beinahe 10 Jahren zum ersten Mal besuchte, hat es ich dazu angeregt, mich näher mit Picasso, seiner Kunst, seinem Leben und der Kunst dieser Zeit zu beschäftigen. Ich bin sozusagen ein Picasso Fan geworden. Der Mann hat mit allen Materialien gespielt und gearbeitet und das gleiche Thema auf verschiedene Arten präsentiert. Am meisten beeindruckt mich seine Fähigkeit zur Reduktion, mit wenigen Strichen das Wesentliche in einem Gesicht, einer Figur zu zeigen. Und ich mag seine Skulpturen …
Inzwischen hat, wie es scheint, das Museum eine neue Leitung bekommen und die versucht, die Ausstellung zeitgemäßer zu präsentieren. Das ist zumindest die Aussage des Videos zur Ausstellungsgestaltung, welches man in der Ausstellung sehen kann. Die Ideen sind ganz nett ( optische Teilung des Hauses durch eine Spiegelwand), aber dafür leidet, m.E., die Chronologie und Übersichtlichkeit der Ausstellung.
Aber es war trotzdem schön, diese Bilder und Skulpturen wieder einmal gesehen zu haben.
So, und nun fahre ich wieder nach Hause.