Der plötzliche Tod meiner Mutter hat uns, ihre engsten Angehörigen, fragend zurückgelassen.
Je mehr wir über sie reden und uns erinnern, um so mehr Facetten entdecken wir von ihr. Wir erkennen, dass wir alle verschiedene Dinge über sie wußten. So langsam ergibt sich für uns ein neues, ein gemeinsames Bild. Dabei stellen wir unsere alten Gewissheiten in Frage, legen manche beiseite und eignen uns neue an.
Das Wort Gewissheit geht mir seit Tagen im Kopf herum, ich assoziiere damit und muß es mal aufschreiben, um zu sortieren, was mir dazu einfällt:
Gewissheit, sich einer Sache sicher sein, sich auf seine Erfahrungen und Überzeugungen verlassen können, denn die haben sich schon oft bewährt in kniffligen Situationen, bei Herausforderungen, die man zu meistern hatte.
Die Gewissheit, etwas ganz sicher wissen, zu kennen. Ein Thema, einen Gegenstand, einen Menschen.
Wie lange hält Gewissheit? Immer? Bis zur nächsten Krise?
Wann habe ich das letzte Mal meine Gewissheiten überprüft, am hier und heute? Zweifle ich meine Gewissheiten an? Oder verlasse ich mich lieber darauf, was ich eh schon weiß? Weil ich mir meiner Gewissheiten sicher bin? Weil ich den Konflikt scheue? Weil ich müde bin, nicht kämpfen will?
Wie gewiß bin ich meiner selbst? Kenne ich mich so gut, dass ich nichts Neues, Ungewisses an mir entdecke, entdecken will?
Zeige ich mich in aller Klarheit, so dass andere sich meiner gewiß sind, so dass sie mich sehen, hören und erkennen?
Wie gewiß kann ich mir deiner Liebe sein? Heute und künftig?