Vor ein paar Wochen, als ich ziemlich müde von der Arbeit (ich hab eine große Wand verputzt) nach Hause kam, fand ich meinen Liebsten mit einer Nachbarin im Garten sitzend, vertieft in ein Gespräch. Sie war mit ihrem Baby spazieren und hat unseren Garten, der noch im Entstehen, aber schon schön ist, bewundert.
Es stellte sich heraus, dass sie seit letzten Sommer, als sie auf einer Vernissage der ART Fabrik war, versucht hat, mit mir in Kontakt zu kommen. Aber irgendwie hat sie sich nicht getraut, weil wir doch eh schon so viel Arbeit haben.
Sie und ihr Mann haben sich ein altes Haus gekauft und wollen es nun auch renovieren und ihren Vorstellungen entsprechend einrichten. Irgendwer hat ihr gesagt, sie soll mich fragen, ob ich ihr dabei helfen kann.
Ja klar, kann ich und das mach ich auch gern 😉
Also bin ich zu ihr nach Hause gegangen und habe mir angeschaut und angehört, was sie so alles ändern möchten.
Das Haus wurde das letzte Mal Ende der siebziger Jahre renoviert und mit den, für diese Zeit typischen Accessoires ausgestattet: dunkelbraune Treppe und verschnörkeltes dunkles Holzgeländer, Rauhputz, beige Fliesen, etc.
Die neuen Besitzer hatten schon begonnen die Kinderzimmer zu renovieren. Sie haben neue Holzfenster eingebaut und die Wände mit einem sündhaft teuren, biologischen Kalkputz verspachtelt, der allerdings nicht in der gewünschten Farbe erschien, als er trocken war .
Die finanziellen Mittel des Pärchens sind momentan ein wenig beschränkt, aber die beiden sind handwerklich nicht ungeschickt und außerdem sehr kreativ. Sie möchten den Umbau und die Einrichtung so nachhaltig und gesund wie möglich gestalten und dafür auch alte Materialien wieder verwenden.
Na dafür bin ich doch sozusagen Spezialist 😉
Wir sind Zimmer für Zimmer durchgegangen, haben über die verschiedenen Naturputze und -farben gesprochen, deren Vor- und Nachteile und vor allem, wie man sie selber mixt und aufträgt.
Ich hab ihnen Tips gegeben, wo man alte Baumaterialien findet und wie man die existierende Treppe und Geländer schön machen kann.
Am Ende hatten sie einen ersten, groben Plan wie welches Zimmer gestaltet und eingerichtet werden kann und welche Materialien sie dafür brauchen und wo man sie kaufen kann. Dass sie dafür auch nicht die Bank überfallen müssen, war eine ziemliche Erleichterung für sie.
Über den Sommer wollen die beiden einen Plan machen, womit sie zuerst beginnen werden.
Ich habe mich gefreut, dass es Menschen gibt, die sich Gedanken darüber machen, wie man ein altes Haus modernisiert und dabei die Wesensmerkmale, sozusagen den Charakter des Hauses bewahrt. Ich habe hier viele alte Häuser gesehen, die ihre Ursprünglichkeit völlig verloren haben und es ist selten, dass sich jemand die Zeit nimmt, sich in ein Haus einzufühlen, bevor gleich Plastikfenster und Betondecken eingezogen werden.