Seit zwei Wochen haben wir einen Künstler zu Gast in unserem roten Appartement, den Maler Harald Huss. Wir haben uns vor drei Jahren kennengelernt, als er anläßlich einer Ausstellung in La Chapelle de Fitou ebenfalls bei uns weilte.
Seine Bilder sind ein Feuerwerk der Farben, in vielen Schichten teils transparent, teils opaque aufgetragen. Sie haben mich sofort fasziniert. Ich arbeite ja so ähnlich, bringe auch viele Schichten Farbe auf Leinwand oder Holz auf, allerdings mit einer total anderen Technik.
Harald hat meine ersten Versuche der abstrakten Malerei wohlwollend beobachtet. So war ich dann doch ziemlich aufgeregt, ihm meine aktuellen Bilder zu zeigen. Überraschenderweise haben sie ihm gut gefallen 🙂 Also, ich mag ja was ich tu und bin mit dem Ergebnis meiner Arbeit auch ganz zufrieden, aber ich zweifel schon manchmal, ob das wirklich Kunst ist, was ich da produziere. Ist es, sagt der gestandene Künstler und hat mich ermutigt, unbedingt weiter zu machen. Er hat mir noch ein paar Tips gegeben, wie ich beispielsweise die Bildränder bearbeiten soll, welche Materialien gut sind für ein Bildfinish, wie am besten aufhängen, welche Haken, usw.
Und, er hat mir gesagt, dass meine Preise viel zu niedrig sind. Ich müßte sie mindestens verdoppeln. Natürlich kenne ich die Formel für die Berechnung der Preise (Höhe + Breite * 10), hab aber aus obigen Gründen immer gezweifelt, ob ich das wirklich verlangen kann. Harald gab mir zu bedenken, dass es nicht nur damit getan ist, die Herstellungszeit (manchmal Wochen!) und das Material einzuberechnen, sondern auch die Idee und wie ich mich im Markt etablieren will. Bin ich zu billig, dann betreibe ich Preisdumping gegenüber anderen Künstlern. Galerien würden mich mit solchen Preisen ohnehin nicht ernst nehmen.
Ich werde die Preise also überdenken.
Er hat mir auch gesagt, dass ich mindestens jeden Tag zwei Stunden malen soll, um zu üben und um im “flow” zu bleiben. Ich weiß zwar eben nicht, wie ich das hinkriegen soll, aber ich werde es versuchen.
So, und nun gehe ich in die ART Fabrik, um die erste Ausstellung dieses Jahres vorzubereiten.