Ordnung muß sein!
Dieser Ausspruch ist eine Zuschreibung für das typisch Deutsche.
Damit sind aber auch negative Gefühle verbunden, insbesondere wenn man an die deutsche Geschichte und die derzeitigen rechtsnationalen Bewegungen in Deutschland denkt. Ich will aber nicht darüber schreiben, sondern über den Einfluß von Ordnung auf das eigene Leben.
Der Begriff und das Verständnis von Ordnung hat mich mein gesamtes Leben begleitet. Als Kind hörte ich von meinen Eltern oft diesen Spruch:
Ordnung, Ordnung liebe sie, sie erspart dir Zeit und Müh
Wenn mein Zimmer nicht aufgeräumt, also unordentlich war, dann durfte ich nicht mit Freunden spielen, Fernsehen gucken oder tun, was immer mir Spaß machte. Ich mußte zuerst Ordnung herstellen. Einmal war ich sogar gezwungen, obigen Spruch 100 Mal aufzuschreiben!
Die Ordnung hier war die von meinen Eltern definierte, ich hatte als Kind vermutlich nur sehr vage Vorstellungen von Ordnung. Und obwohl ich zu dieser Zeit nicht viel besaß, hielt ich wohl nicht immer die vorgegebene Ordnung ein.
Natürlich hat mich das ziemlich genervt, wenn ich den strikten Anweisungen meiner Eltern nachkommen mußte, aber dieser “Drill” hat auch dazu geführt, dass ich die Vorteile von Ordnung erkannte.
Ich lernte so einfache und grundlegende Dinge wie:
- Jedes Ding hat seinen Platz
- Leg etwas dahin zurück, wo du es hergenommen hast
- Halte deine Sachen in Ordnung, hege und pflege sie
- Besitze nur, was du wirklich brauchst
Ordnung erfordert, etwas sortieren, aufräumen, eine Struktur herstellen. Ordnung bedeutet, eine Balance zwischen Chaos und Struktur für sein Leben, seine Gedanken, Beziehungen und Dinge, die man besitzt, herzustellen.
Das klingt vielleicht einfach, ist aber oft ziemlich schwierig im Zusammenleben mit anderen, denn jeder hat so seine eigenen Vorstellungen von Ordnung. Diese können völlig konträr zu den eigenen Auffassungen liegen und es bedarf schon einer großen Portion guten Willens und Respekts füreinander und sich selbst, um eine gemeinsame Vorstellung von Ordnung zu entwickeln.
Für die meisten Menschen ist es vermutlich einfacher, bei den einfachen Dingen des täglichen Lebens mit dem großen Aufräumen zu beginnen.
Gehen Sie mal von Zimmer zu Zimmer und schauen Sie, was da so alles rumsteht und -liegt. Wann haben Sie das alles zum letzten Mal bewußt wahrgenommen und benutzt? Brauchen Sie wirklich all die Schüsseln, Tassen, Töpfe, Kissen, Kerzen, Kosmetika, etc. oder wäre auch die Hälfte von allem ausreichend?
Haben Sie zuviel von allem? Vermutlich ja.
Es mag an Ihrem Konsumverhalten liegen, oder auch daran, dass die Dinge nicht an ihrem Platz sind (s.o.).
Manches haben Sie möglicherweise nur, weil es ein Geschenk war und Sie den Schenkenden nicht verletzen wollen. Wäre es aber nicht ehrlicher, zu sagen, was man über das Geschenk denkt? Damit könnten Sie vermeiden, künftig mit weiteren unnützen Dingen beschenkt zu werden.
Möglicherweise klärt das auch gleich ihre Beziehung 😉
Wenn Sie schon dabei sind, ihren Besitz in Augenschein zu nehmen, vergessen Sie nicht, mal in ihre Vorratsschränke zu gucken. Ich habe schon sehr oft, mit Dosen, Tüten und Konserven vollgestopfte Schränke gesehen, von denen die Besitzer überhaupt nicht mehr wußten, was da alles drin steht, geschweige denn, ob es noch verzehrbar war.
Das gleiche trifft wahrscheinlich zu, wenn Sie mal Ihre Werkzeugkiste öffnen. Sie brauchen nicht wirklich fünf Schraubenschlüssel der gleichen Größe 😉
Auch Badezimmer widerspiegeln of sehr eindrucksvoll das Verhältnis des Besitzers zu Ordnung, Die Auswahl an Shampoos, Duschgels und Parfüms muß den Vergleich mit einer Drogerie nicht scheuen.
Auf den Putzmittelschrank geh ich gar nicht weiter ein, Sie wissen schon, was ich meine.
Jetzt wird’s ein wenig schwieriger: öffnen Sie mal ihre Kleiderschränke. Ja, ich weiß, die Modeindustrie verführt uns alle auf die nette, unsere Garderobe jede Saison zu erneuern. Das Budget ist meist limitiert und nicht wenige Menschen kaufen daher billig, und viel. Und was machen sie mit all den Sachen aus der letzten Saison? Die werden im Schrank nach hinten geschoben oder weggeworfen oder gespendet.
Das ist doch ziemlich fragwürdig und unethisch, oder?
Versuchen Sie es mal mit zwei einfachen Regeln:
- Wenn Sie etwas Neues kaufen wollen, überlegen Sie zweimal, ob Sie das wirklich brauchen. Wenn ja, dann muß es ein anderes Stück aus Ihrem Kleiderschrank ersetzen.
- Schauen einmal im Jahr ihren Kleiderschrank durch: das, was Sie im letzten Jahr nicht angezogen haben, brauchen Sie nicht.
Natürlich sollte alles gut und logisch sortiert sein: Socken zu Socken, Hosen zu Hosen, T-Shirts zu Shirts, am Besten noch Saison.
Übrigens, mehr Stauraum hilft nicht wirklich, um Ordnung zu halten. Es hilft dabei, Dinge außer Sichtweite zu bringen.
Ordnung halten vermeidet, dass man sich nicht von Dingen, konfusen Gedanken und ungelösten Problemen beherrschen läßt. Ordnung hilft Kontrolle über sein Leben zu behalten.
Ein Leben aufräumen beginnt oft mit der Vergangenheit. Alte Erinnerungsstücke, Fotos, Briefe durchzugucken und auszusortieren, hilft Klarheit über seine Vergangenheit zu gewinnen und erinnert auch an die Beziehungen, die noch nicht gut sortiert sind.
Dies ist zweifellos die schwierigste Phase, um Ordnung in Ihr Leben zu bringen.
Ordnung zeigt sich nicht nur in Äußerlichkeiten, also wie aufgeräumt unsere Wohnung ist, sie wird sichtbar in der Art wie wir arbeiten, Beziehungen gestalten, unser tägliches Leben meistern. Das Genie beherrscht das Chaos nicht, es kann sich nur gut darin verstecken.