Zwischen zwei Projektmeetings in Schweden und Finnland habe ich einen freien Tag in Stockholm. O.k., Stockholm im November ist nicht wirklich ein Traumziel, es wird niemals hell, es regnet beinahe ununterbrochen und es ist kalt. Dennoch, ich mache mich relativ zeitig morgens auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Mein Hotel liegt zentrumsnah und es ist einigermaßen erschwinglich, aber es ist wie in allen Großstädten, man bezahlt viel für ein paar Stunden Schlaf.
Istanbul ist eine dieser Städte, die ich mit den Abstand von ein paar Jahren einfach immer wieder besuchen muß.
Da trifft es sich gut, dass ich eingeladen bin an einer europäischen Konferenz zum Thema “Intercultural Dialogue” teilzunehmen.
Europäische Konferenz, interkultureller Dialog, Istanbul. Diese Kombination hat wahrlich Symbolcharakter!
Ich mache mich auf den Weg, von Barcelona via London nach Istanbul
Die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, wo noch heute meine Eltern und meine Schwester wohnen. Vor zwei Jahren war ich das letzte Mal hier, allerdings habe ich damals mehr Zeit mit meiner Familie verbracht als mir die Stadt anzusehen. Heute habe ich einen ganzen Tag Zeit, um mich umzuschauen. Ich fahre mit der Straßenbahn durch die Ostvorstadt ins Stadtzentrum. Es ist ein Jammer, ganze Straßenzüge mit Gründerzeithäusern liegen verlassen und verwahrlost da.
Als ich am Bahnhof Bad Godesberg ankomme, regnet es in Strömen. Kein Taxi, kein Regenschirm, also muß ich laufen.
Ich gehe die Rheinallee entlang, vorbei an den prächtigen Jugendstilvillen. Schön und reich sehen sie aus, oft mit großen Vorgärten, die schon beinahe kleine Parks sind. Nirgendwo ein Name an der Tür, aber unbewohnt sind sie nicht. Mir fällt Heinrich Bölls “Frauen vor Flußlandschaften” ein.